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11. Medienlabor des Journalistinnenbundes – Neustart für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – Was Journalistinnen erwarten (more)

jb 2020 Jahrestagung Berlin (Foto: Henning Schacht)

Beim 11. Medienlabor des Journalistinnenbundes am 20. April 2023 diskutierten Medienfrauen über verantwortliche Führung, Macht und Machtmissbrauch in Redaktionen und wie sich die Unternehmenskultur in Medienunternehmen zukünftig verändern muss. Die Online-Veranstaltung wurde gefördert von der TuWas Stiftung für Gemeinsinn und der Stiftung Frauen in Europa.

Die Affäre um die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger hatte 2022 eine Lawine ins Rollen gebracht, die das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem zu verschütten drohte. Längst geht es nicht mehr um eine selbstherrliche Verschwendung von Rundfunkgebühren oder einen Einzelfall, sondern um strukturelle Probleme und Fehlentwicklungen in Führungsetagen. Dies nahm das 11. Medienlabor des Journalistinnenbundes zum Anlass, mit Expertinnen zu diskutieren und zu fragen, wie solchen Entwicklungen rechtzeitig entgegenzutreten ist und wie vorhandene Strukturen verändert werden können.

Online zugeschaltet waren für das Podium Heike Huppertz, Kultur- und Medienjournalistin, Felicia Reinstädt, Redaktionsleiterin Bremen Next und Bremen Vier, Friederike Sittler, Leiterin Hintergrund Kultur und Politik beim Deutschlandfunk Kultur und jb-Vorsitzende, sowie Barbara Thomaß, Professorin am Institut für Medienwissenschaft Universität Bochum und stellv. Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats.

Diskutiert wurde, wieso ausgerechnet eine persönliche Verfehlung das Dilemma des Systems öffentlich machte. Dabei – so die Meinung der Expertinnen – gehe es vielmehr um jahrelanges Kaputtsparen der Sender, um die schlechte Bezahlung von Freien – im Gegensatz zu den Boni für die Geschäftsleitungen – und auch um Führungskultur. Es wurde über die Frage diskutiert, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit vielen seiner Angebote junge Menschen nicht mehr genügend erreicht, dass diese sich von den derzeitigen Angeboten nicht angesprochen fühlen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen strukturelle Probleme und Fehlentwicklungen in Führungsetagen, Entwicklungen um Programme und Formate, die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der Sender und der sinkenden Resonanz des Publikums und nicht zuletzt die Wirksamkeit bestehender Kontrollmechanismen.

Fragen aus dem Gremium an die Podiumsgäste wurden in vier Chatrooms, in denen die Expertinnen mit Teilnehmerinnen in den direkten Austausch kamen, weiter diskutiert: Wie geht verantwortliche Führung? In welchem Verhältnis stehen Macht, Machtmissbrauch und Unternehmenskultur? Was erwarten Nutzerinnen für ihr Geld? Wie geht Kontrolle? Welche Befugnisse und Befähigungen braucht Rundfunk-Aufsicht?

Fazit: Ein Neustart, mehr Transparenz und der Diskurs mit der Öffentlichkeit sind unumgänglich.

Courage-Preis 2023 für die Redaktion des Hanauer Anzeigers (more)

Jubel über den Courage-Preis: Das Redaktionsteam des Hanauer Anzeigers / Foto: Patrick Schreiber

Der Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung wird vom Journalistinnenbund seit 2016 vergeben. Er zeichnet herausragende, hintergründige, gendersensible und aufklärende Berichterstattung zu aktuellen Themen aus. Von 2018 bis 2022 war er mit einer Dotierung versehen, die die Maecenia-Stiftung (Frankfurt am Main) bereitgestellt hat. Für das Jahr 2023 finanzieren die Stiftung Frauen in Europa, vertreten durch die TuWas-Stiftung für Gemeinsinn die Preisvergabe einmalig.

Der Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung des Jahres 2023 ging an die Redaktion des Hanauer Anzeigers, die die komplette Lokalausgabe zum Internationalen Frauentag am 8. März 2023 ausschließlich mit Porträts und Geschichten über bemerkenswerte Frauen gefüllt hat. „Es entstand eine facettenreiche, exzellent recherchierte und aufbereitete Ausgabe, die ausschließlich den Frauen in der Region gewidmet war. Das hat Seltenheitswert, wenn nicht gar Alleinstellungscharakter“, hatte die Jury ihre Entscheidung begründet.

Der Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung steht für eine herausragende journalistische Arbeit, für die Mut und innere Haltung notwendig sind. Die Veröffentlichung spiegelt ein Bewusstsein für Genderfragen wider, nimmt ein aktuelles nationales oder internationales Thema auf und betrachtet es mit frauenspezifischem Blick.

Mit der Preisvergabe an die Redaktion des Hanauer Anzeigers wurde einerseits die beeindruckende Leistung des Redaktionsteams hervorgehoben, aber zudem auch die Lokalpresse als ein wichtiger Teil der Medienlandschaft insgesamt gewürdigt.

Die Mitglieder der Jury des Journalistinnenbundes für den Courage-Preis sind: Annette Hillebrand, Magdalena Kemper, Helga Kirchner, Jutta Krug, Dr. Sibylle Plogstedt.

Careful. Ein feministischer Kurzfilm

Careful. Ein feministischer Kurzfilm (Foto: Patrycja Toczek, 2023)

„Careful“ ist ein Film über Gerechtigkeit und Heilung nach sexuellem Missbrauch: über die Notwendigkeit, auf andere Weise Gerechtigkeit zu finden, wenn das Rechtssystem versagt und ein Versuch der Wut und Ohnmacht, die vielen Frauen und Flintapersonen aufgrund solcher Erfahrungen innewohnt, Sichtbarkeit zu verleihen.

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Careful. Ein feministischer Kurzfilm (more)

Careful. Ein feministischer Kurzfilm (Foto: Patrycja Toczek, 2023)

„Careful“ ist ein Film über Gerechtigkeit und Heilung nach sexuellem Missbrauch: über die Notwendigkeit, auf andere Weise Gerechtigkeit zu finden, wenn das Rechtssystem versagt und ein Versuch der Wut und Ohnmacht, die vielen Frauen und Flintapersonen aufgrund solcher Erfahrungen innewohnt, Sichtbarkeit zu verleihen.

Synopsis:
Eine geheime, feministische Gruppe organisiert gefälschte Verabredungen, um Rache an gewalttätigen Männern zu nehmen, die nicht für ihre Verbrechen bestraft wurden.

Drehbuch & Regie: Camille Lagaisse
Director of Photography: Claudia Schröder
Producer: Alexandrina Ripa
Produzentin: Maritza Grass (Carousel Film)

Cast: Alba Guilera, Zoe Stein, Lana Cooper, Lia von Blarer, Franz Liebig

Dieses Projekt wurde und wird über den gesamten Entstehungs- und Fertigstellungsprozesses mit einem Team entwickelt, das überwiegend und ganz bewusst aus FLINTA Filmemacher*innen besteht.
Die Dreharbeiten haben Anfang Juli 2023 in Berlin und Umgebung stattgefunden. Die Fertigstellung ist bis Winter 2023 geplant. Dauer: ca. 15 Minuten.
Gefördert von der TuWas-Stiftung für Gemeinsinn und der Stiftung Frauen in Europa

Meine Stimme für TuWas: Michael Wedell

Foto von Michael Wedell von © Silv Malkmus

Wir leben in einer düsteren Zeit: Die Gesellschaft driftet auseinander, Egoismus siegt immer öfter über Solidarität, viele Menschen reduzieren ihr soziales, gesellschaftliches oder ehrenamtliches Engagement – mal aus Erschöpfung oder Überforderung, mal aus Angst vor Anfeindung.
Umso mehr brauchen wir Helligkeit: mehr Miteinander, mehr Verantwortung, mehr positive Veränderung – und genau dafür steht die Tuwas-Stiftung.

Michael Wedell | Mitglied des Vorstandes der TuWas – Stiftung für Gemeinsinn

Meine Stimme für TuWas: Klaus Linsenmeier

Heinrich Böll Stiftung from Berlin, Deutschland, Flickr - boellstiftung - Klaus Linsenmeier, Executive Director of the Heinrich Böll Foundation North America, CC BY-SA 2.0

Den großen Herausforderungen Ökologie, Menschenrechte, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Geschlechterdemokratie nicht nur mit politischen Ideen, sondern mit vielen kreativen Initiativen begegnen, das ist die Grundidee von TuWas. Seit 2013 werden deshalb vielfältige Aktivitäten unterstützt – unkonventionell und unbürokratisch. So entstehen Gemeinsinn und ein Miteinander als Beitrag zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft.

Klaus Linsenmeier | Mitglied des Beirates der TuWas – Stiftung für Gemeinsinn

Ruhe- und Erholungsprogramm für Menschenrechtsverteidigerinnen (Rest and respite program for human rights defenders) (more)

Autor unbekannt, Eleanor Roosevelt and Human Rights Declaration, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons: https://w.wiki/66RG

von "unbekannt" Public Domain

Im Jahr 2022 fördert TuWas gemeinsam mit der „Global Support for Democracy“ Unit der Heinrich-Böll Stiftung in Brüssel ein Ruhe und Erholungsprogramm für Menschenrechtsverteidiger*innen (MRVs) am Standort der Unit. Dies versteht TuWas als ein Pilotprojekt, das in den Folgejahren verstetigt werden soll.
Im Jahr 2023 unterstützen wir zunächst eine Menschenrechtsverteidigerin aus dem Libanon, der ein sechswöchiger Erholungsaufenthalt in Brüssel ermöglicht wird. Dies wird das erste Mal sein, dass eine Menschenrechtsverteidigerin zu einem Erholungsaufenthalt nach Brüssel eingeladen wird; es wird somit auch ein Pilotprojekt der Unit zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen sein: Es soll dadurch die Grundlage für eine regelmäßige Unterstützung von Menschenrechtsverteidiger*innen im Jahr 2023 und darüber hinaus geschaffen werden.
Ziel ist, einen Raum zu schaffen, in dem die MRV neue Kraft schöpfen kann, um ihre wichtige Arbeit im Libanon erfolgreich fortsetzen zu können.
Darüber hinaus wurde im Rahmen dieser Kooperation bereits ein zweiwöchiger Erholungsaufenthalt für einen Menschenrechtsverteidiger aus Bosnien und Herzegowina in Barcelona/Spanien in der zweiten Augusthälfte 2022 ermöglicht. Der MRV, der sich zunehmender Bedrohung ausgesetzt sah, hat hier die Möglichkeit erhalten, Abstand und Erholung zu finden.